02.10.2009

Weinheim würdigt die Karikaturen von A. Paul Weber

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Bis 11. Oktober So 10 bis 17 Uhr, Di-Sa 14 bis 17 Uhr.
Das Haus strömt Ruhe aus. In der Amtsgasse, wo Fußgänger flanieren und wenig Verkehr herrscht, liegt das Museum der Stadt Weinheim. Dort gibt es jetzt eine reizvolle Schau: Werke von A. Paul Weber, ein Künstler der Karikatur und Satire, der, geboren 1893 im thüringischen Arnstadt, zunächst als Kriegszeichner arbeitet, bis er zu einem der schärfsten Kritiker seines Landes wird. Webers Grafiken sind mit der schonungslosen Ernsthaftigkeit Botschaften ihrer Zeit. 1932 veröffentlicht er in der Zeitschrift "Widerstand" Zeichnungen unter dem Titel "Hitler - Ein deutsches Verhängnis". 1937 wird er mit fünf Monaten Gefängnis belegt, dann aber ohne Prozess entlassen. Weber zieht sich aus der Öffentlichkeit zurück. Seine kritischen Zeichnungen führt er jedoch fort. Kurator Benno Lehmann dokumentiert diese Zeit gut, in dem er etwa "Der Denunziant" zeigt. Zeichnungen von 1934 und 1943, die Weber erst 1961 zugänglich machte.
Nach dem Krieg wird Weber Mitarbeiter der Münchner Satirezeitschrift "Simplicissimus", erhält das Große Bundesverdienstkreuz und wird zum Professor ernannt. Als er 1980 stirbt, hinterlässt er 3000 Lithografien, Hunderte von Holzschnitten, über 200 Ölbilder, eine riesige Anzahl von Gebrauchsgrafiken und einige tausend Handzeichnungen. Ein kleiner Teil davon ist in Weinheim zu sehen. Natürlich auch "Das Verhängnis", das bis heute in den Geschichtsbüchern gezeigt und mit Brechts Kälbermarsch von 1944 in enge Verbindung gebracht wird. In der Dichte des altmeisterlichen Striches karikiert Weber vielfältig die Irrwege in Politik, Wirtschaft oder Umwelt. Bereits in den 1950ern prophezeit er die Verschmutzung in der wachsenden Industrielandschaft. Als Junge war Weber "Jungwandervogel" und Naturerlebnisse lagen ihm bis zum Lebensende am Herzen. Mal poetisch, mal humoristisch begegnet der Betrachter seinen Tierwesen mit menschlichem Gebaren. "Das Kabinett" ist ein Beispiel dafür. Vorsitz hat der schlaue Fuchs, im vornehmen Wams gekleidet, ist er am Konferenztisch von Esel, Ziegenbock, Schweinen und Hühnern umgeben. Was so fabulierfreudig erscheint, bringt der Monograf Hugo Fischer auf den Punkt: "Der Künstler hält der Welt einen Spiegel vor, dass er sich selbst erkenne." Diese Ausstellung lädt dazu ein!
Mannheimer Morgen