03.06.2008

Die Unterwelt Hohensachsens steht jetzt offen

Es ist kühl im Stollen, Tropfen fallen von der Decke, unter den Füßen glänzt schwarz das Wasser durch die Bodengitter. Ein Feuersalamander lässt sich im Lichtkegel einer Taschenlampe für kurze Zeit fast wie ein Filmstar von Scheinwerfern anfunkeln, dann gleitet er an der glitschigen Wand nach unten Richtung Wasser. "Wann haben Sie das letzte Mal einen Feuersalamander gesehen?", fragt Klaus Gründel, Leiter der Arbeitsgemeinschaft "Altbergbau Odenwald" in die Runde. Das ist bei allen zehn Leuten, die in diesem Moment gut behelmt im Blei- und Silberbergwerk "Marie in der Kohlbach" stehen, etliche Jahre her.
Mit der Eröffnung des Stollens als Besucher- und Forschungsbergwerk ist ein weiterer Standort im Geopark Bergstraße-Odenwald geschaffen. "Wir freuen uns, dass wir nach langen Mühen am Ziel sind", sagte Gründel am Eingang der Grube im Kohlbachtal, als alle dem Bergwerk "Glückauf" wünschten. Einer, der den Dialog mit den Fachbehörden in Fluss brachte, ist Hohensachsens früherer Ortsvorsteher Martin Meerwein. "Wir haben überhaupt erst von dieser Grube gehört, als unser Sohn 13, 14 Jahre alt war", erzählte er. Sohn Matthias und andere Jungs kletterten damals gern auf abenteuerliche Weise ins "Bergloch".
Zwischen 1994 und 1999 legte man den Tagstollen frei, schuf einen Stolleneingang und betrieb den Sicherungsausbau. 2003 wurde Tag der offenen Tür gefeiert, und 2007 erhielt die "Marie" ihre Zulassung als Forschungs- und Besucherbergwerk. Ihre Geschichte reicht wohl bis ins 13. Jahrhundert zurück. Haupterschließungs- und Abbauphase war zwischen 1771 bis 1782, doch ab 1925 war Schicht im Schacht.
In der Bergbaugeschichte war "Marie" nicht bedeutend, doch in der regionalen Historie ist sie ein Schatz. "Wir haben hier spannende Spuren aus 400 Jahren Bergbaugeschichte", sagte Diplom-Geologe Jochen Babist. Der Mitarbeiter in der Geoparkverwaltung erinnerte an die 70er Jahre, als "Marie" durch wilde Begehungen ein Problemfall war. Umso schöner, dass das Bergwerk heute ein Kleinod ist, das in seinem kurzen begehbaren Teil jede Menge preisgibt.
Mausohren sind darin heimisch: Der Fledermausbeauftragte von der Koordinationsstelle Fledermausschutz Nordbaden in Karlsruhe registriert zwischen 20 bis 25 Tiere, die im Stollen überwintern. Aus diesem Grund darf das Bergwerk auch nur von Mai bis September zu festen Terminen und mit Anmeldung besichtigt werden. Mensch und Tier sollen sich nicht in die Quere kommen. "Die Unterwelt von Hohensachsen steht jetzt offen", unkte Oberbürgermeister Heiner Bernhard. Zugleich hob er die heimatkundliche und geotouristische Bedeutung des alten "Goldlochs" hervor. "Marie" zugänglich gemacht zu haben, sei ein Beispiel für bürgerschaftliches Engagement.
Gründel schenkte Bernhard, Meerwein und Springer so genannte "Kux Scheine" als symbolisches Wert- und Anteilspapier an "Marie in der Kohlbach". Weitere "Kux Scheine" standen den Besuchern zum Verkauf.
Info: Eigentümer der Grube "Marie" ist die Stadt Weinheim, die Leitung des Bergwerks obliegt der Arbeitsgemeinschaft "Altbergbau Odenwald" im Auftrag der Stadt Weinheim. Besucher treffen sich nach Voranmeldung (bei der Verwaltungsstelle Hohensachsen, Telefon 06201/592823) am Eingang des Bergwerks im Kohlbachtal, zirka 300 Meter talaufwärts östlich des Wanderparkplatzes "Am Kohlbach". Parkmöglichkeiten gibt es auf dem Wanderparkplatz oder am Sportgelände des Weinheimer Ortsteils Hohensachsen.